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Aerosol: Fakt vs. Fiktion!

Wie geht man richtig mit Aerosolen und Bakterien um?
Das ist die Schlüsselfrage im Hinblick auf die Sicherheit in der zahnärztlichen Praxis. Aber was ist Fakt und was ist Fiktion? Produktmanagerin Judith Berg hat eine Reihe von Antworten zusammengestellt.

Was ist Aerosol?

  • Aerosole sind eine Mischung aus Luft, Wasser und Feststoffpartikeln.
  • Aerosole bestehen aus Feststoffpartikeln, die als Tröpfchenkerne (1–5 μm) oder Tröpfchen (5–50 μm) (1) bezeichnet werden.
  • Nach der Behandlung können Aerosole bis zu 30 Minuten in der Luft bleiben und während der Behandlung mehrere Meter weit verteilt werden (1).
  • Die stärkste Kontamination befindet sich in einem Radius von 0,3 m bis 1,5 m um den Behandlungsbereich (2).

Wie entstehen Aerosole?

In einer zahnärztlichen Praxis entstehen die meisten Aerosole physikalisch durch Zerstäubung.

Es gibt zwei Quellen für kontaminierte Aerosole:

Rotierende und oszillierende Winkelstücke/Instrumente (3,4)
Wird Flüssigkeiten (Speichel, Kühlspray, Kühlwasser) über rotierende oder oszillierende Winkelstücke Energie zugeführt, werden diese Flüssigkeiten zerstäubt und es entstehen Aerosole.
Durch eine Wiederaufbereitung mit geeigneten Geräten und eine Kühlmittel-Versorgungs- und Wasserleitungs-Dekontaminierung kann die Kontaminierung durch Aerosole jedoch verhindert werden.

Patient (1,2)
In der Mundhöhle prallen Aerosole von Zähnen oder Weichgewebe ab. Die Aerosole enthalten jetzt Keime, Speichel und möglicherweise Blut (6) des Patienten.
In diesem Fall wird die bakterielle und virale Last im Mund des Patienten überall dort verteilt, wo sich das Aerosol verbreitet.

Was kann ich tun, um die bakterielle Last des Patienten zu verringern?

Durch die Erfahrungen, die das von SARS CoV2 betroffene China unlängst machen musste, konnte die Wirksamkeit von präprozeduralen Mundspülungen in zahnärztlichen Praxen nachgewiesen werden: Sowohl 0,2%ige PVP-I-Lösungen als auch 1%ige H2O2-(= Wasserstoff-Peroxid-)Lösungen verringern die Anzahl von Keimen oder töten sie ab – so auch das SARS CoV2. In zahlreichen Studien wurde die Wirksamkeit von PVP-I (= Povidon-Iod) bei der Verringerung von Keimen belegt (7). In dieser Studie hat sich gezeigt, dass CHX mit einer Konzentration von 0,2 % weniger effektiv war.

Daher verringert die präprozedurale Verwendung von PVP-I, H2O2 als Mundspülung nicht nur die bakterielle Last und virale Kontamination von Aerosolen (8), sondern es wird auch der folgenschwere Schluss entkräftet, dass „während einer Zahnbehandlung Aerosole zwingend vorhanden sein müssen“. Natürlich dürfen Sie keinesfalls die allgemein erforderlichen und empfohlenen Sicherheitsmaßnahmen vernachlässigen und müssen eine persönliche Schutzausrüstung tragen.

Wie kann ich mein Team und meine Patienten vor Aerosolen schützen?

Nutzen Sie eine mehrschichtige Strategie, statt nur auf eine Herangehensweise zu setzen. Folgen Sie der Empfehlung für den Schutz Ihrer zahnmedizinischen Mitarbeiter und Ihrer Patienten: Der professionelle Umgang mit Aerosolen verringert das Risiko auf ein kleinstmögliches Maß! Beachten Sie auch die für Ihr Land geltenden Empfehlungen.

Infektionspräventions-Kontrolle im zahnmedizinischen Bereich:

  • Desinfektion von Flächen, Wiederaufbereitung der zahnmedizinischen Ausrüstung (9,10)
  • Persönliche Schutzausrüstung: Schutzmasken, Schutzbrillen, Handschuhe, Schutzbekleidung, Impfung
  • Wirksamkeit von Mundspülungen
  • Kofferdam
  • Instrumente mit Antirücksaug-Funktion
  • Hochvolumige Absaugung
  • Dekontaminierung der Wasserleitungen der Dentaleinheit

Literaturhinweise:
(1) Veena, H. R., et al. (2015). "Dissemination of aerosol and splatter during ultrasonic scaling: a pilot study." J Infect Public Health 8(3): 260-265.
(2) Bennett, A. M., et al. (2000). "Microbial aerosols in general dental practice." Br Dent J 189(12): 664-667.
(3 )Graetz, C., et al. (2014). "Spatter contamination in dental practices--how can it be prevented?" Rev Med Chir Soc Med Nat Iasi 118(4): 1122-1134.
(4) Toroglu, M. S., et al. (2001). "Evaluation of aerosol contamination during debonding procedures." Angle Orthod 71(4): 299-306.
(5) Reitemeier B, Jatzwauk L, Jesinghaus S, Reitemeier C, Neumann K. Effektive Reduktion des Spraynebel-Rückpralls - Möglichkeiten und Grenzen. ZMK 2010:662-673.
(6) Shihama, K., et al. (2009). "Evidence of aerosolised floating blood mist during oral surgery." J Hosp Infect 71(4): 359-364
(7) Peng, X., et al. (2020). "Transmission routes of 2019-nCoV and controls in dental practice." Int J Oral Sci 12(1): 9.
(8) Eggers M, Koburger-Janssen T, Eickmann M, Zorn J. In Vitro Bactericidal and Virucidal Efficacy of Povidone-Iodine Gargle/Mouthwash Against Respiratory and Oral Tract Pathogens. Infect Dis Ther. 2018;7(2):249‐259.
(9) Bracher, L., et al. (2019). "Surface microbial contamination in a dental department. A 10-year retrospective analysis." Swiss Dent J 129(1): 14-21.
(10) Zemouri, C., et al. (2017). "A scoping review on bio-aerosols in healthcare and the dental environment." PLoS One 12(5): e0178007.

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