zurück zur Übersicht
Anmelden
Berichte & Studien

Von PIP zu NIWOP

First published in pip - Practical Implantology and Implant Prosthetics, 4 | 2018

Seit jeher ist Dr. Karl-Ludwig Ackermann aus Filderstadt kompromissloser Anwender einer prä-implantologischen Prophylaxe und stringenten post-implantologischen Nachsorge, die er in seinem eigens entwickelten PIP-Protokoll (Perio-Implantat-Prothetik) konsequent und mit sehr guten Erfolgen verfolgt. Wenig überraschend wurde er so auch zu einem der ersten Befürworter des vom Österreicher Medizintechnik-Unternehmen W&H ins Leben gerufenen NIWOP-Programms.

Dr Karl-Ludwig Ackermann
© Dr Karl-Ludwig Ackermann

NI … was?

Dr. Ackermann:
… irgendeinen Namen muss das Kind bekommen, und hier steht NIWOP für No Implantology WithOut Periodontology. In der großen Begeisterung über die heutigen Möglichkeiten der dentalen Implantologie ist die Bedeutung des Implantatbettes und des Parodonts bei einigen etwas in den Hintergrund gerückt – und damit bedarf es eines Weckrufs. Diesen Weckruf hat sich W&H auf die Fahnen geschrieben, wobei Vor- und Nachsorge zur Aufbereitung des Implantatbettes und zur Gesunderhaltung des Implantates hier eine große Rolle spielen. Im Prinzip muss hier nicht nur der implantologische Workflow berücksichtigt werden, das Zusammenspiel von Vor- und Nachsorge muss bei allen implantologisch tätigen Ärzten ein entsprechendes Gewicht bekommen.

Was tun Sie, damit der Ruf nicht schnell verhallt?

Dr. Ackermann:
NIWOP beschreibt den Workflow, der zum Schutz und der Langzeiterhaltung des Implantates führen kann und ebenso langfristig angelegt ist, wie es eine kontinuierliche Implantatprophylaxe sein sollte. Der gesamte Workflow, u. a. zusammengestellt von W&H, basiert auf Ergebnissen aus der evidenzbasierten Literatur, hat also Hand und Fuß. Entsprechenden Langzeiterfolg bei einer Beobachtungsdauer von über zehn Jahren konnte ich bei meinem Vortrag anlässlich der Europerio an klinischen Fällen vorstellen. Natürlich wird W&H kontinuierlich an der Verbreitung und Vertiefung des Workflows arbeiten, zumal W&H für jeden Schritt im Workflow die passenden Geräte und Instrumente zur Verfügung hat und das Produktportfolio in dieser Hinsicht weiter ausbauen wird.

Wo verläuft die Linie Parodontitis-Periimplantitis bei NIWOP?

Dr. Ackermann:
Die beste Periimplantitis ist immer noch die, die wir verhindern können. Tatsächlich hat man aktuell keine andere Option als bereits prä-implantologisch die Hygiene deutlich zu verbessern – vom Biofilm-Management und der Plaque-Kontrolle bis hin zu einem end-to-end parodontologisch begleitenden Workflow für die Implantattherapie – und je nach Situation sowie Patienten-Compliance post-implantologisch die jeweils geeignete engmaschige Betreuung zu entwickeln, damit wir nicht erst bei einer Periimplantitis, sondern bereits bei ersten entzündlichen Reaktionen wie etwa einer Mukositis ein-greifen können.

Streben Sie an, über NIWOP auch eine Art Klassifizierung für Paro-Patienten in der Implantologie zu entwickeln?

Dr. Ackermann:
Hier wurde von der EUROPERIO workinggroup zur Klassifizierung der Parodontitis und Periimplantitis bereits eine sehr gute Definition und Nomenklatur postuliert.

Richtet sich NIWOP an den Generalisten, oder wollen Sie damit auch klar definieren, ab wann an einen Parodontalspezialisten überwiesen werden sollte?

Dr. Ackermann:
NIWOP richtet sich insbesondere an alle, die implantologisch arbeiten. Wichtig hierbei ist, dass der Patient ein gesundes oder ein parodontal vorbehandeltes, entzündungsfreies Implantatumfeld aufweist. Sonst ist bei einer Implantation die Periimplantitis vorprogrammiert. Belegt ist ein vielfach erhöhtes Risiko zur Periimplantitis bei parodontal erkranktem Gewebe. Jedem implantologisch Tätigen sollte die Diagnostik sowie Behandlung der Parodontitis und der damit verbundenen Behandlungsschritte geläufig sein.

Inwieweit planen Sie langfristig auch die mit Parodontalerkrankungen assoziierten Disziplinen wie Kardiologie, Diabetologie, Gynäkologie, um nur einige zu nennen, bei NIWOP mit ins Boot zu holen?

Dr. Ackermann:
Mittlerweile ist es unumstritten, dass sowohl Risikofaktoren wie Rauchen, Ernährung, Diabetes und genetische Vorbelastungen den Krankheitsverlauf einer Parodontitis beeinflussen. Vice versa können auch sogenannte systemische Erkrankungen wie etwa Herz-Kreislauferkrankungen durch Parodontitis ausgelöst werden. Hier sollte sich der Zahnarzt immer wieder bewusst machen, was eine Parodontitis alles beeinflussen kann und auch wovon sie beeinflusst wird. Die mit der Parodontitis assoziierten Fachdisziplinen, wissen um die Zusammenhänge der Transmission der Parodontitis in andere Gewebe und die Auswirkung systemisch entzündlicher Belastungen. Hier müssen sie bedarfsgerecht Hand in Hand arbeiten. Bei der Erstvorstellung und der Erhebung des Erstbefundes sollte eine gezielte Anamnese des Patienten hinsichtlich der bekannten Faktoren erfolgen. Besonderer Wert und entsprechende Sorgfalt muss sowohl in die Aufklärung, auch um die Risikofaktoren der systemischen Erkrankungen, als auch in die Motivation der Patienten gelegt werden. An dieser Stelle möchte ich meinem Freund und Unterstützer dieser Idee, Herrn Prof. Dr. Ralf Rößler, für seinen fachlichen Rat sehr danken, denn ohne ihm wäre das „Kind“, so wie es sich darstellt, nie geboren worden.

Herzliches Danke für Ihre Zeit, verehrter Herr Dr. Ackermann.

Kommentare