Berichte & Studien

Parodontitis & Kardiovaskuläre Erkrankungen

PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA

Parodontitis & Kardiovaskuläre Erkrankungen (Shutterstock)

Im Februar 2019 fand der „Perio-Cardio Workshop 2019“ statt; dieser Workshop wurde von der World Heart Federation in Zusammenarbeit mit der European Federation of Periodontology organisiert (http://www.efp.org/publications/projects/perio-cardio-workshop-2019/index.html).

Kardiovaskuläre Erkrankungen, allen voran koronare Herzerkrankungen und Schlaganfall, führen in Europa jährlich zu rund 3,9 Millionen Todesfällen. Ein möglicher Zusammenhang zwischen dentaler Gesundheit und kardiovaskulären Erkrankungen wird in der Literatur schon seit Jahrzehnten diskutiert. So zeigte beispielsweise bereits 1989 eine Fall-Kontroll-Studie, dass die Mundgesundheit bei PatientInnen mit akutem Myokardinfarkt im Vergleich zu einer Kontrollgruppe signifikant schlechter war (Mattila 1989).

Basierend auf den Ergebnissen des Perio-Cardio Workshops wurden folgende Empfehlungen für Angehörige von Mundgesundheitsberufen zusammengefasst (Sanz 2020):

  • ParodontitispatientInnen sollten über das höhere Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (z.B. Myokardinfarkt, Schlaganfall) aufgeklärt werden, sowie ermutigt werden weitere Risikofaktoren (z.B. Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck, Hyperlipidämie, etc.) möglichst zu reduzieren.
  • ParodontitispatientInnen mit der Diagnose einer kardiovaskulären Erkrankung sollten über das höhere Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen aufgeklärt werden, sowie ermutigt werden regelmäßig zu Kontrollen und zur parodontalen (Erhaltungs-)Therapie zu kommen.
  • Angehörige von Mundgesundheitsberufen sollten eine detaillierte Anamnese in Bezug auf kardiovaskuläre Risikofaktoren erheben und gegebenenfalls einen Besuch beim/bei der Hausarzt/-ärztin empfehlen.
  • PatientInnen mit kardiovaskulären Erkrankungen sollten eine detaillierte Untersuchung in Bezug auf ihren parodontalen Gesundheitszustand erhalten; sollte keine parodontale Erkrankung vorliegen, sollten Präventivmaßnahmen (z. B. Mundhygieneinstruktionen, Mundhygienesitzungen) angeboten werden, sowie zumindest einmal jährlich eine Kontrolle.
  • Wird bei PatientInnen mit kardiovaskulären Erkrankungen eine parodontale Erkrankung festgestellt, sollte – sofern es der Gesundheitszustand erlaubt – so rasch wie möglich die nicht-chirurgische Parodontaltherapie in die Wege geleitet werden; vorzugsweise in mehreren, aber dafür kürzeren Sitzungen (30 bis 45 Minuten), um die systemische Belastung durch die Therapie möglichst gering zu halten. Allfällige chirurgische Therapiemaßnahmen sollten in der Planung auch andere Faktoren, wie beispielsweise Bluthochdruck und Medikation, berücksichtigen.

Referenz

  1. Mattila KJ, Nieminen MS, Valtonen VV, Rasi VP, Kesäniemi YA, Syrjälä SL, Jungell PS, Isoluoma M, Hietaniemi K, Jokinen MJ. Association between dental health and acute myocardial infarction. BMJ. 1989 Mar 25;298(6676):779-81.
    Sanz M, Marco Del Castillo A, Jepsen S, Gonzalez-Juanatey JR, D'Aiuto F, Bouchard P, Chapple I, Dietrich T, Gotsman I, Graziani F, Herrera D, Loos B, Madianos P, Michel JB, Perel P, Pieske B, Shapira L, Shechter M, Tonetti M, Vlachopoulos C, Wimmer G. Periodontitis and cardiovascular diseases: Consensus report. J Clin Periodontol. 2020 Mar;47(3):268-288. doi: 10.1111/jcpe.13189.

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