Berichte & Studien

Antibiotikagabe in der Parodontaltherapie

PD Dr. Kristina Bertl, PhD MSc MBA

In Anbetracht der steigenden Problematik mit mikrobiellen Resistenzentwicklungen, sollte jegliche Antibiotikagabe in der Zahnheilkunde wohl überlegt sein und nur dann Einsatz finden, wenn es tatsächlich zu einer klinisch relevanten Verbesserung des Therapieergebnisses führen kann. Dementsprechend sind gerade in diesem Bereich Leitlinien, die auf der vorhandenen Literatur basieren, wichtig und so eine Leitlinie wurde von der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG Paro) kürzlich ausgearbeitet: „Adjuvante systemische Antibiotikagabe bei subgingivaler Instrumentierung im Rahmen der systematischen Parodontitistherapie“.

Wann sollen Antibiotika als zusätzliche Therapie zur nicht-chirurgischen Parodontaltherapie verschrieben werden? Noch basierend auf der alten Klassifikation für parodontale Erkrankungen wurde in der Leitlinie zwischen PatientInnen mit chronischer und aggressiver Parodontitis unterschieden. Anhand der unten angeführten Altersangaben können diese Leitlinien aber auch direkt mit der neuen Klassifikation Einklang gebracht werden:

  • Systemische Antibiotikagabe kann bei PatientInnen mit chronischer Parodontitis verschrieben werden, wenn die PatientInnen jünger als 56 Jahre sind und an mehr als 35 % aller erfassten Mess-Stellen eine Sondierungstiefe ≥ 5 mm aufweisen.
  • PatientInnen mit chronischer Parodontitis und einem Lebensalter ab 56 Jahren sollten primär keine Antibiotikatherapie erhalten.
  • Systemische Antibiotikagabe kann bei PatientInnen mit aggressiver Parodontitis (Lebensalter ≤ 35 Jahre) verschrieben werden.
  • Bei PatientInnen mit Diabetes mellitus und PatientInnen mit regelmäßigem Tabakkonsum kann keine gesonderte Empfehlung ausgesprochen werden. Für diese Patientengruppen sollten die oben angeführten Empfehlungen verwendet werden.

Generell sollte die Verabreichung eines systemisch wirksamen Antibiotikums nur in unmittelbarem Zusammenhang mit der mechanischen Entfernung supra- und insbesondere subgingival anhaftender bakterieller Biofilme erfolgen; das bedeutet die Verschreibung der Antibiotika sollte unmittelbar nach der Therapie erfolgen und der/die PatientIn auf die unmittelbare Einnahme hingewiesen werden.

Welches Antibiotikum sollte in welcher Dosierung verwendet werden?
Als erste Wahl wird die Kombination Amoxicillin und Metronidazol empfohlen, und als zweite Wahl Metronidazol allein. Die Dosierung von Amoxicillin 500 mg und Metronidazol 400 mg sollte jeweils 3/Tag für 7 Tage betragen.

(Die Formulierungen der Empfehlungen sind dem Leitlinientext entnommen.)

Referenz

  1. Administration of systemic antibiotics during non-surgical periodontal therapy-a consensus report. Pretzl B, Sälzer S, Ehmke B, Schlagenhauf U, Dannewitz B, Dommisch H, Eickholz P, Jockel-Schneider Y. Clin Oral Investig. 2018 Oct 29. doi: 10.1007/s00784-018-2727-0.

Kommentare